Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer in Deutschland e. V.
Rückblick HHBT 2008
Ein Erlebnisbericht: Die Haus- und Hobbybrauertage in Langensendelbach 2008
Von Pascal Colle, Düsseldorf
2008 sollten meine ersten Haus- und Hobbybrauertage werden und ich war gespannt, was mich erwarten würde. Also machte ich mich auf den Weg ins ferne Frankenland und hatte neben reichlich Vorfreude noch die Erwartung im Gepäck, weitere Brauer aus der Nähe von Düsseldorf kennen zu lernen. Da traf es sich gut, dass ich bei David aus Neuss (er selbst würde wohl Neuß schreiben) mitfahren konnte.
Als wir ankamen wimmelte Langensendelbach – von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte – schon von Hobbybrauern. Was auch daran lag, dass viele die Möglichkeit nutzen, dieses Mal wegen des Feiertages schon am Vorabend anzureisen. Knapp 180 Teilnehmer bedeuteten reichlich Trouble für das kleine Dörfchen. Zumindest das Gasthaus Zametzer als Austragungsstätte platze aus allen Nähten. Die Einwohner aber schienen froh, dass endlich mal etwas los war und alle Betten ausgebucht waren. Sie nahmen es gelassen.
Also schnell angemeldet und ab zum ersten Programmpunkt, dem Hobbybrauermarkt.
Der kam allerdings etwas schleppend in Gang, was vielleicht daran lag, dass er diesmal schon am Freitag stattfand.
Nachdem live und mit viel Rauch und Getöse Fässer gepicht wurden, rief auch schon das Verkosterseminar. Während es draußen auf dem Markt belebter wurde, erzählte uns Robert Pawelczek drinnen, worauf es beim Bierverkosten im Allgemeinen und bei den zu prämierenden Sorten im Speziellen ankam.
Dieses Mal konnten die Sorten „Fränkisches Helles“, „Weizenbock, hell“ und „Fränkisches Kellerbier, dunkel“ eingereicht werden. Roberts Fachwissen wurde unter den Verkostern lebhaft diskutiert, weshalb ein Mikrofon nicht geschadet hätte. Aber auch ohne dieses gelang es, die wichtigsten Dinge (z.B. „immer schön runter schlucken, keinesfalls ausspucken!“) mit zu bekommen.
Am Ende reichte die Zeit dann noch für einen weiteren Kurzbesuch auf dem Hobbybrauermarkt und dem ein oder andere IPA aus dem Weyermann-Löschwagen. Wirklich ein sensationelles Bier.
Der Freitag ging mit einer zünftigen Brotzeit und einer weit weniger zünftigen Jahreshauptversammlung des VHD weiter.
Auf ein Vereinsdrama, wie ich es schon das ein oder andere Mal in diversen Vereinen erleben durfte, musste hier jedenfalls verzichtet werden. Mitgliederzahl und Finanzbericht wurden vorgestellt und man beschloss dem Antrag zu folgen, zukünftig ein Forum in die Internetseiten des Vereins zu integrieren.
Fast überflüssig zu erwähnen, dass der Vorstand entlastet wurde. Allerdings verkündete Dieter, ab dem nächsten Jahr nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung zu stehen, weil er – auch dies völlig unspektakulär – nicht mehr die nötige Zeit dafür findet. Der Abend klang für die meisten bei einigen Bieren gemütlich aus. Schließlich sollte es am nächsten Tag erst richtig losgehen.
Gleich morgens ging es für mich mit der Vorverkostung los. Die fand dieses Jahr zum ersten Mal statt und war für alle, die ein Bier eingereicht hatten, obligatorisch. Auf ein scharfes Frühstück und starkes Parfüm wurde wie geheißen verzichtet und so waren die aus dem Vorabend resultierenden Geschmacksirrungen die einzigen Umstände, mit denen wir zu kämpfen hatten.
Das heißt: fast die einzigen. Die richtige Aufteilung gestaltete sich schwierig, denn schließlich sollte jeder an dem Tisch sitzen, an dem auch sein Bier (vor-) verkostet wurde. Das dauerte einige chaotische Minuten, aber irgendwann waren dann doch alle richtig platziert und es konnte losgehen. Es wurden sieben Biere getestet, Punkte vergeben und Bewertungsbögen ausgefüllt. Und dann wurde diskutiert: über die Bewertungsbögen, über die vergebenen Punkte und über die sieben Biere. Um 10:30 Uhr war fürs erste genug getestet, genug bewertet und auch genug diskutiert und wir machten uns mit dem Bus auf nach Erlangen. Dort besichtigten wir zu erst die Bergler Mälzerei, in der es beim Blick in die Trockenkammer lange Gesichter gab: es wurde gerade geschwefelt.
Gut, dass im Anschluss der Besichtigung prompt der sensorische Ausgleich folgte. Bei leckerem Bier – gebraut von Vierbräu – und Laugenbrezeln genossen wir die Sonne. Ja tatsächlich: die Sonne, denn der vorhergesagte Dauerregen machte einen Bogen um die Hobbybrauertage. Einige nutzen noch die Gunst der Stunde und nahmen schnell etwas Malz mit, bevor es auch schon weiter ging zur Steinbach Brauerei. In der wurde erst einmal ein Storchenbier oder ein rauchiges „Scotty“ getrunken, um eine Grundlage für das Mittagessen zu schaffen.
Gut gestärkt bekamen wir vom Junior-Chef noch eine Führung durch die Brauerei und das liebevoll aufgebaute Brauereimuseum. Für die meisten Teilnehmer, denen – wie ich den Erzählungen entnehmen konnte – die Touren ebenfalls gefallen haben, stand auch noch die Brauerei Kitzmann auf dem Programm.
Für uns war der Ausflug aber hier schon wieder vorbei, denn für die Verkoster gab es ein verkürztes Programm. Leider bedeutete das auch, dass wir den Keller nicht zu sehen bekamen. Den Keller im Felsen, der der ganze Stolz der Bierstadt Erlangen zu sein scheint und in dem jedes Jahr zu Pfingsten bei der Bergkirchweih die Hölle los ist. Und den Keller, von dem andere Teilnehmer – wie ich später erfuhr – sehr begeistert waren. Schade, schade, aber schließlich waren wir nicht zum Vergnügen hier. 46 eingereichte Bier warteten auf uns. Also ging’s zurück nach Langensendelbach.
Die Verkostung verlief für mich durchaus überraschend: überraschend, weil sich das Chaos der Vorverkostung in Professionalität gewandelt hatte. Und überraschend auch, weil es – zumindest bei den von mir verkosteten Fränkischen Hellen – kein wirklich schlechtes Bier gab.
Entsprechenden schwer war natürlich auch die Bewertung, war man doch möglichst um Objektivität bemüht. Jetzt wussten wir, was Robert meinte, als er sagte solch eine Verkostung sei „harte Arbeit“. Robert bewertete übrigens die Farbe und den Schaum der eingereichten Biere. Dank der Tatsache, dass insgesamt 29 Verkoster dabei waren, kamen wir zügig mit der Beurteilung durch. Es blieb sogar noch die Zeit für ein kleines Nickerchen, bevor abends auf dem Hobbybrauerabend das Ergebnis unserer Verkostung verkündet wurde.
Der samstägliche Hobbybrauerabend ist so etwas wie der Höhepunkt jeder Haus- und Hobbybrauertage. Dafür gibt es zwei Gründe: zum Einen die Prämierung der besten Biere, zum Anderen das vielfältige Angebot an Selbstgebrautem.
Nachdem die Schlacht am warmen Buffet erfolgreich geschlagen war, war es Zeit für die Krönung der Hobbybrauer. Da traf es sich gut, dass diesmal der Siegerehrung eine echte Bierkönigin beiwohnte.
Und so übergab „Michele die Erste“ die Siegerurkunde und eine VHD-Brauerschürze an Christa Kollewe (in Abwesenheit von Manfred) aus ERlangen für das beste Bier in der Kategorie „Fränkisch Hell“. Platz 2 ging an Wolfgang Müller aus Berlin, Platz 3 an Siegfried Wieg aus Dieburg. Danach bekam es die Bierkönigin es mit Rolf Beutler aus Herrstein zu tun, der das beste dunkle Kellerbier eingereicht hatte. Zweiter wurde hier Jürgen Sommer aus Erlangen, der dritte Platz ging an Jolanda Vogel aus Nordhorn. Blieb noch die Kategorie „Weizenbock, hell“, die von manchen als Königsdisziplin des Brauens bezeichnet wird.
Hier bekam Thomas Lill aus Elchingen die Auszeichnung und diverse Siegerküsschen von Michele (der Ersten). Andreas Wengert aus Gullen konnte sich über den zweiten Platz freuen und Wilfried Geier aus Leonberg wurde dritter.
Nach dem offiziellen Teil, kam nun der zweite Erfolgsgarant ins Spiel: die Überzeugung, das hinter Bier wesentlich mehr steckt, als die Allgemeinheit gemeinhin glaubt, wenn ihr im öffentlichen Nahverkehr Personen mit einer Flasche Oettinger begegnet. Freunde echter Bierkultur so zu sagen, und die schenkten ihr Kulturgut aus, das für einen Taler in die Korkgeldkasse probiert werden durfte. So sorgten die Freunde echter Bierkultur dafür, dass einem der lange Hobbybrauerabend nicht lang wurde.
Wie lang der Abend am Ende war, wurde mir dann am Sonntag bewusst. Nach dem Frühstück standen noch Fachvorträge über Kommun-Brauhäuser und über die Bierstadt Erlangen (samt Felsenkeller) auf dem Programm.
Um es kurz zu machen: der Geist war willig, aber der Körper schwach und das Zuhören fiel mir nicht ganz leicht. Aber so ist das halt, wenn die Biertheorie erst nach der Bierpraxis kommt.
Das waren sie also, meine ersten Hobbybrauertage. Eine Menge Spaß und nette Kontakte. So betrachtet lässt es sich verkraften, den Keller nicht gesehen zu haben. Erlangen und seine Umgebung scheint ja durchaus eine Reise wert zu sein. Besonders zu Pfingsten. Müde aber zufrieden machten wir uns auf den Heimweg. David und ich beschlossen in naher Zukunft einen Stammtisch der Brauer vom Nordrhein ins Leben zu rufen.
Herzlichen Dank und ein großes Lob gebührt noch dem Organisationsteam vom Verein zur Förderung der Fränkischen Braukultur, die die Haus- und Hobbybrauertage 2008 zu einem Erfolg gemacht haben. Im nächsten Jahr wird der VDH- Zirkus seine Zelte in Bamberg aufbauen und für mich ist klar, dass ich wieder dabei sein werde.
Weitere Bilder zu dieser Veranstaltung findet ihr auf der Webseite der Braugruppe Mühlenbräu und des VFFB.
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